Was ich wirklich meine, wenn ich sage: „Ich seh schlimm aus.“

Was ich wirklich meine, wenn ich sage: „Ich seh schlimm aus.“

Was ich wirklich meine, wenn ich sage: „Ich seh schlimm aus.“

Ich sag das oft.
Mal nur zu mir selbst.
Und mal laut ausgesprochen.
Vor dem Spiegel.
Oder wenn ich ungeplant jemandem begegne –
dann rutscht er mir raus, dieser Satz:
„Ich seh heute schlimm aus.“

Früher dachte ich, das sei eben so ein Satz,
den man halt mal sagt,
wenn da ein Pickel ist, man müde aussieht oder einfach nur ungeschminkt ist.

Erst später habe ich gemerkt:
Ich meine damit viel mehr.

Denn wenn ich so rede,
meine ich fast nie nur meine Haut.

Ich meine:
Ich fühl mich gerade nicht wohl.

Ich habe Angst.
Angst davor bewertet zu werden. Komisch angeschaut zu werden. Weil die Haut mit den kleinen Makeln dann nicht mehr als schön genug gilt. Nicht mehr als „vorzeigbar“. Weil ich gelernt haben, dass das Aussehen nun mal ein Wertmesser ist – auch wenn ich das eigentlich selbst nicht glauben will.

Ich schäme mich, 
weil es sich anfühlt, als sei ich selbst schuld. „Ich hab zu viel Schokolade gegessen“, „Ich hab die falsche Creme genommen“, „Ich hätte halt nicht...“ – so klingt der Dialog, den ich mit mir selbst führe. Ein hartes, kleines Gerichtsverfahren vor dem Badezimmerspiegel. Anklage inklusive.


Wenn ich sage:

„Ich sehe schlimm aus“, dann meine ich oft:

Ich fühle mich heute nicht wohl, nicht bereit, gesehen zu werden.

Das Tragische ist: Oft fällt der Satz genau in dem Moment, in dem wir es am meisten bräuchten – gesehen zu werden. Nicht für das, was an der Oberfläche zu sehen ist. Sondern für das, was uns innerlich gerade fehlt: Ruhe. Sicherheit. Selbstmitgefühl.


Es geht bei diesem Satz fast nie um Eitelkeit.

Es geht um das Gefühl, nicht ganz man selbst zu sein.
Weil es sich anfühlt, als würde das, was auf der Haut sichtbar ist, alles andere, was einen ausmacht, überlagern.


Vielleicht ist es gerade deshalb so wichtig,
wie wir über uns denken.
Denn wer wir sind,
geht so viel tiefer als das, was gerade sichtbar ist.

Wir sollten aufhören,
unsere Hautprobleme als persönliches Versagen zu sehen.

Sie machen niemanden weniger wertvoll.
Und sie bedeuten nicht, dass man sich nicht kümmert.

Wir sollten unseren Blickwinkel ändern
und nicht zuerst auf das schaut, was gerade nicht perfekt ist.
Sondern auf das, was trotzdem da ist:
Mitgefühl. Echtheit. Selbstwert.

Und manchmal hilft es auch einfach zu wissen: niemand ist allein mit diesen Gedanken.

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